GIPFELRUF
Folge 26: Alfons Schweiggert

Alfons Schweiggert (*1947)

  • Lyriker aus München
  • www.alfons-schweiggert.de
  • Alfons Schweiggert veröffentlichte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, außerdem Sachbücher und Lyrik. 1976 und 1984 standen Bücher von ihm auf der Bestenliste zum Deutschen Jugendpreis. 1990 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Kultur- und Literaturpreis München-West, 1995 mit dem Poetentaler ausgezeichnet. Schweiggert gehört der Literatenvereinigung »Turmschreiber« an und ist Präsidiums-Mitglied dieser Gruppe.

Der Lyriker Alfons Schweiggert, Teilnehmer beim »Internationalen Gipfeltreffen der Poesie« am 23.10.2012 in München, stellt sich den Fragen unseres dasgedichtblog-Fragebogens.

Alfons Schweiggert. Foto: Gerd Pfeiffer, München.

Lyriker-Steckbrief

Name / Vorname: Schweiggert, Alfons

Geburtsdatum: 11.05.1947

Geburtsort: Altomünster

Augenfarbe: braun

Größe: 1,80 m

Wohnort (mit Bundesland): München (Bayern)

Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Herzharz (Gerber Verlag, Kirchheim / Heimstetten, 2002)

23 Fragen an den Lyriker Alfons Schweiggert
und ein Satz zum Ergänzen

1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?

Im Mutterleib – meine Mutter las mir immer Hesse-Gedichte vor, die mich angeblich zu lebhaften Schwimmbewegungen im Fruchtwasser motivierten.

2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?

Die kleinen Gedichte in der frühen Kindheit waren stets mit einer heiteren, gelösten Grundstimmung verbunden, die sich erst durch in der Schule erzwungenes Auswendiglernen von Balladen zu verdüstern begann und die sich durch gymnasiale Interpretationsfolter hervorgerufene Übelkeitsanfälle zu einer lebensgefährlichen Allergie entwickelte, der ich mich aber rechtzeitig entziehen konnte, um so zu einer gelösten Grundstimmung beim Kontakt mit Lyrik zurückzukehren.

3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?

Das war noch zu Schulzeiten. Das erste Gedicht war an einen Freund gerichtet, dessen Schildkröte, die er mir zur Betreuung anvertraut hatte, entlaufen war, die ich zum Glück aber wiederfand. Diesen Vorgang des Verlustes und des Wiederfindens schilderte ich in einem satirischen Gedicht mit dem von Goethe inspirierten Titel »Wieder gefunden«.

4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?

Im legendären Satire-Magazin »Pardon«, worauf ich in dieser Zeitschrift dann von 1974 bis 1979 unter Hans A. Nikel u. a. neben Robert Gernhard mitarbeiten durfte.

5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?

Einen Spielraum der Freiheit, Begegnungen mit mir selbst und mit unverstellten Wahrheiten, belebende Aufenthalte zwischen Zeitlosigkeit und Aktualität, Gelegenheiten zur Weltdeutung, Weltverwandlung und Herstellung anderer Welten, Neuentdeckung von Sprache und Spiel mit ihr, einen Schlüssel zum Geheimnis unseres Daseins … und … vieles andere mehr.

6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?

Das Leben mit allen Höhen und Tiefen, mit seinen Realitäten und Irrealitäten, mit seinen Normalitäten und Grotesken, mit seinen Klarheiten und Rätseln, … und die Freude an der Begegnung mit Sprache.

7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?

Der Reiz von Poesie ist für mich, dass sie den Autor beim Schreiben ebenso permanent zu reizen vermag – im Sinne eines geistigen und psychischen Kitzels – wie dies auch dem Leser bei der Lektüre zu gönnen ist.

8. Ihr Lieblingsschriftsteller?

Unter den Lyrikern Paul Celan und Franz Kafka, ein leider noch immer zu Unrecht ignorierter Lyriker, über den ich deshalb das Buch »Kleine Seele springst im Tanze. Lyrische Fragmente« veröffentlich habe.

Und dann natürlich auch Thomas Bernhard, dieser Revolutionär der Sprache.

9. Ihr Lieblingskünstler?

Kasimir Malewitsch, dessen wunderbares Bild »Schwarzes Quadrat auf weißem Grund« mich immer an Karl Valentins »Kaminkehrer bei Nacht« erinnert, obwohl sich die beiden »gar net kennt ham.«

10. Ihr Lieblingsmusiker?

Glenn Gould, die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach spielend, die angeblich so heißen, weil ein Cembalist namens Goldberg die Bachschen Variationen seinem an Schlaflosigkeit leidenden Chef vorspielen musste.

11. Ihr Lieblingsfilm?

»Mysterien eines Frisiersalons« (1922 / 23), Regie: Bert Brecht und Erich Engels mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt.

12. Ihre Lieblingsfarbe?

Regenbogenfarben.

13. Ihr Lieblingswort?

Jedes, das sich neu für mich entfaltet.

14. Ihr Lieblingsvers?

Einer von vielen Versen stammt von Franz Kafka, der übrigens als erste schriftliche Aufzeichnung von ihm gilt: »Es gibt ein Kommen / und ein Gehn / ein Scheiden / und oft – kein Wiedersehn.«

15. Ihr Lieblingsgedicht?

»EINMAL, der Tod hatte Zulauf, / verbargst du dich in mir.« Was ist gegen dieses Zweizeilen-Gedicht von Paul Celan das längste Gedicht der Welt, das angeblich der französische Schriftsteller Patrick Huet auf einen 994,10 Meter langen und 110 Kilogramm schweren Stoff niedergeschrieben hat und das mit Hilfe eines Traktors in Champier südöstlich von Lyon ausgerollt und offiziell gemessen wurde, und das den Titel »Parzellen der Hoffnung im Echo dieser Welt« trägt.

16. Ihr größter Fehler?

… dass ich ständig fürchte, Fehler zu machen.

17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?

Dazu kann ich nichts sagen, weil das nichts bringt.
Würde ich es sagen, wär’s Selbstlob, das stinkt.

18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?

Also unbedingt mit … nein, dann doch lieber mit … also, genau bedacht, vielleicht eher mit … aber möglich wäre durchaus auch … und natürlich ebenso …aber warum eigentlich nicht alleine?

19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?

Angezogenen Menschen.

20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?

Siehe dazu Nr. 17.

21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?

Was heißt da schönstes Erlebnis? – Tausende gleichrangig schönste Erlebnisse wären da zu nennen!!!

22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

… dass ich immer Wünsche frei hätte …

23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?

Alle jene, die der Entstehung und Verbreitung von Literatur schaden.

Und zum Abschluss eine Satzergänzung:

Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich …
… mir wieder die Frage stellen, was ich tun würde, wenn ich nochmals auf die Welt käme, ohne aber jemals ernsthaft eine Antwort auf diese Frage von mir zu erwarten.

Alfons Schweiggert
Herzharz. Gedichte

H. K. Gerber Verlag, Kirchheim / Heimstetten, 2002
78 Seiten
ISBN 9783000106248

 




Das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Literaturhaus München. Die Veranstaltung wird vom BR für sein Fernsehprogramm BR-alpha aufgezeichnet (geplante Erstsendung: Samstag, 12. Januar 2013, 22.30 Uhr, Reihe »Denkzeit«, BR-alpha). Hugendubel.de unterstützt das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« als Förderpartner.

 

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