Melanie am Letzten – Folge 12: Die Millionen

Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.

 

Er bewegt Millionen. Im doppelten Sinn: Der Fußball begeistert Millionen von Menschen. Und er ist ein millionenschweres Geschäft. Aber während über die exorbitanten Gehälter von Top-Managern offen diskutiert wird, ist es anscheinend völlig normal, dass jemand, der zugegeben sehr gut mit einem Ball umgehen kann, ein Gehalt kassiert, mit dem man eine komplette Bezirkssportanlage bauen könnte. Ohne Geld läuft nichts im Profi-Fußball. Und von Tradition und Leidenschaft kann man sich nichts kaufen. Vereine wie der RB Leipzig werden von den »echten Fans« als Kommerzclubs verabscheut – und doch: welcher Bundesligaclub hat denn keine potenten Geldgeber, die den ganzen Kram bezahlen, den ein Verein heutzutage bieten muss? Die Spieler putzen ihre Schuhe sicherlich nicht mehr selbst wie einst noch Lothar Matthäus in seinen Anfangszeiten. Um Wohnung, Auto, Krankenversicherung und Co. braucht sich ein Fußballprofi dank Rundum-Sorglos-Paket heute keine Sorgen mehr machen.

Und der Fan? Er bekommt moderne Stadien mit mehr oder weniger gut organisierten Parkmöglichkeiten und kann seinen Verein durch den Kauf von Merchandisingartikeln für den nächsten Millionentransfer unterstützen. Wo wir wieder beim Geld wären. Nicht selten wird der Fußball mit einer Religion verglichen. Und die funktioniert ja auch nach dem »Fußball-Prinzip«: mit der Begeisterung, ja Liebe zu einer verehrenswerten Sache, die einem womöglich paradiesische Zustände oder zumindest eine Phase des Glücks verspricht, wird sehr, sehr viel verdient. Trotzdem fiebern die Fans bei jedem Spiel mit ihrem Team. 90 Minuten lang (oder länger) scheint das Business keine Rolle zu spielen. So lange das so ist, wird nicht nur der Ball weiter rollen, sondern auch der Rubel. Selbst in schwierigen Zeiten.
 

90 Minuten,

an
Pfiff

Pfiff
ab

in die Kabine

an
Pfiff

Pfiff
ab

gestiegen

 
© Melanie Arzenheimer, Eichstätt

 

Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath
Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath
»Melanie am Letzten« wird Ihnen von Melanie Arzenheimer präsentiert. Sie wurde 1972 in Eichstätt / Bayern geboren, wo sie heute noch wohnt. Melanie Arzenheimer arbeitet als Chefredakteurin bei der espresso Mediengruppe Ingolstadt, sowie als freiberufliche Hörfunkmoderatorin.
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Alle bereits erschienenen Folgen von »Melanie am Letzten« finden Sie hier.

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