Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich, Folge 14: »Deutschland – Ukraine«

Die Lyriker-Mannschaft von DAS GEDICHT blog mit Kapitän Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-EM unterm Eiffelturm

 

Jan-Eike Hornauer

Deutschland – Ukraine
Endstand 2:0

Standard: Deutschland siegt! –
Mit diesen Worten wollte ich beginnen.
Weil Jogis Jungs den Auftakt stets gewinnen,
weil Freistoß war und drin ein Wortspiel liegt,

das ich doch einfach nicht hätt’ liegenlassen …
Doch dann kam er, der Vier-Minuten-Mann,
(der fragte, was man da noch machen kann,
und Ruhe bringen sollte). Nicht zu fassen!

Der Kranke sprintet übers Feld und knallt
die Pille Pjatow sauber hinten rein!
Und dann der Freudenlauf – der musste sein,
die Euphorie hinaus! Danach war bald

das Spiel – wie auch der Käpt’n – ganz am Ende.
Und ich begeistert, wenn auch mein Beginn,
der tolle Start in mein Gedicht, nun hin.
Nun denn, mein Jubelschrei sprach sicher Bände:

Da darf selbst meine Dichtkunst einmal leiden,
bei solchem Spiel und einem Schluss wie hier!
Schweinsteigern wir uns weiter ins Turnier!
Der Titel winkt, sag’ ich mal unbescheiden.

Und nicht nur weil der graue Wolf begeistert.
Wie sich schon gleich hier viel zusammenfügt:
Gibt’s auch noch Schwächen, das genügt,
geht’s nun so weiter, dass man diesmal meistert,

was keiner deutschen Elf zuvor gelungen:
als Welt- Europameister auch zu werden.
Und klar kann den Triumph manch Team gefährden,
doch wird final gewiss bei uns gesungen.

Ich höre was? Das sei zu optimistisch?
Noch viel zu früh für solcherlei Prognose?
Da pfeif ich drauf, auf diese Ratio-Chose!
Viel lieber träume ich und list’ ich

hier Höhepunkte aus der Startpartie:
So Mitte Halbzeit eins das Führungstor,
Mustafi rückte – Freistoß – weit mit vor,
ein Kopfball wirklich für die Galerie

und drin! Die Nummer 2 hat uns verzückt.
Dazu auch Kroos, der Freistoßmeisterschütze.
Zu nichts war dann der Gelben Stürmen nütze,
bei allem Drang ist doch kein Tor geglückt.

Im Tor stand ja kein Neuer, drum auch jener,
der Welttorhüter ist seit Jahren schon.
Und Boateng erhielt den fairen Lohn
für seinen eingesprungnen Fall-Rück-Lehner.

Auch hat man bald zurück ins Spiel gefunden,
hat sich nicht mehr so sehr bestürmen lassen.
Es war dann klar: Das sollte heute passen!
Und ich, ich wollte lyrisch schon bekunden …

Nun ja, doch dann, das Siegtor war gar keines,
war »nur« der erste Treffer! Özil legt
der 7, die sich fast zu schnell bewegt,
im Nachspiel vor. Die Folge: wirklich reines

Begeistert-Sein in dieser echten Mannschaft.
Zum Mann des Spiels wird Toni Kroos
und Pack-Man auch. Ja, wie wird’s bloß,
wenn Leader Schweini erst ein Match mal ganz schafft?

 
© Jan-Eike Hornauer, München

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Die EM 2016 lyrisch zu kommentieren, und dies schnell und in doppeltem Sinne fachkundig (mit poetischem und fußballerischem Verstand), mit Witz und Eifer, voll Leidenschaft und auch mal mit distanziertem Blick, dies hat sich das Lyriker-Team um Kapitän Jan-Eike Hornauer zum Ziel gesetzt. Es besteht aus: Michael Hüttenberger, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Alex Dreppec und Matthias Kröner. Und damit durchgängig aus bewährten poetischen Fußball-Kommentatoren: Sie alle waren bereits in der Lyriker-Elf von DAS GEDICHT blog dabei, die vor zwei Jahren den Weg der deutschen Nationalmannschaft zum vierten Stern auf dem Versfuß begleitet hat, spielerisch, euphorisch, kritisch – und mit einer Mannschaftsstimmung, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Und sie alle haben sich blitzschnell dazu bereit erklärt, auch heuer wieder ihre Kugelschreiber rollen zu lassen bzw. am Laptop ihre Silben knallhart in die Ecken der weißen Blätter zu hämmern. Kein Zögern gab es und keine Absage. Der Teamgeist von 2014 ist immer noch da – bei uns und gewiss auch bei den Jungs aus der DFB-Elf. Mögen dort auch einige Spieler durch neue ersetzt worden sein, und mag unser Team zum »kleinen« Turnier auch mit kleinerer Besetzung auflaufen.

Alle bereits geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich« finden Sie hier. Und selbstverständlich können Sie auch nach wie vor den kompletten Weg zum vierten WM-Titel poetisch nachvollziehen, und zwar hier: »Vom Leder gezogen – zur Fußball-WM 2014 in Brasilien«.

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