Lydia Daher: Kein Tamtam für diesen Tag.

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Verlag Voland & Quist (www.voland-quist.de), Dresden und Leipzig 2008.
Buch (93 Seiten) mit Audio-CD, € 12,80

Gabriele Trinckler – Wer daheim im 4. Stock mithilfe von Computer und Akustikgitarre eine Musik-CD aufnimmt und produziert, muss mutig sein. Wer große Feuilletons oder Fachmagazine dann auch noch dazu bringt, das Ergebnis einhellig zu bejubeln, dem ist alles zuzutrauen. Genau das gelang der Augsburgerin Lydia Daher (Jahrgang 1980) mit ihrem Album »lydia daher« (trikont, 2007). Ihre Songs leben von bissigen und intelligenten »lyrics«; nicht ohne Grund gilt sie derzeit als eine der erfolgreichsten Performance-Poetinnen Deutschlands.

Im Frühjahr 2008 legte sie ihren neuen Lyrikband KEIN TAMTAM FÜR DIESEN TAG vor. Mit Voland & Quist hat sie einen Verlag gefunden, der es sich seit 2004 zur Aufgabe macht, deutschsprachigen Spoken-Word-Poeten mit sorgfältig edierten Bänden (immer mit CD) ein entsprechende ›Bühne‹ im Printbereich zu schaffen.

Dahers neue Gedichte sind Szenen aus dem Limbus der Twens. Erbarmungslos gegen sich selbst und andere projiziert sie einen Zeit-Raum, in dem juvenile Wunschträume in der ernüchternden Realität des Erwachsenenlebens verschwinden. Zwischen jugendlicher Aufbruchsstimmung und resignativer Abgeklärtheit werden Beziehungen, Zähne oder Schwäne zerrieben. Prägnante Detailbeschreibungen und poppige Bilder spiegeln das Lebensgefühl einer ganzen Generation wider. Gern bezieht Lydia Daher Wortneuschöpfungen in ihr Sprachspiel ein. Sie rebelliert gegen die »verdrohung der jugend«. Und wenn das Selbstwertgefühl im »sickergrübeln« zu versacken droht, lautet ihr Rat: »wirf ein paar cent in die jokebox / und wünsch dir ein lächeln«, denn »auch leonard cohen wird nicht / im schneidersitz sterben«.

Quelle: DAS GEDICHT, Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik, Bd. 16 (Weßling, Oktober 2008), S. 123

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