Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich, Folge 31: »Ronaldos Hackentor«

Die Lyriker-Mannschaft von DAS GEDICHT blog mit Kapitän Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-EM unterm Eiffelturm

 

Hellmuth Opitz

Aus der Reihe »Fußballkunstwerke« heute:
Ronaldos Hackentor

Ist er galaktisch oder nur gelackt?
Primadonna oder Donnerwetter, prima?
Man weiß es nicht. Am Tag zuvor
noch ganz galant das Mikro
eines unbotmäßigen Reporters
in einem Teich versenkt.
Am Abend dann ein Spiel gelenkt …
Ein Spiel? Ach was, ein Drama!

Stets einem Vorsprung hinterher-
gehechelt, die Niederlage, nein,
das Heimfahrtticket schon vor Augen,
um in der zweiundfünfzigsten Minute …
ja, was war das? Chuzpe? Hybris?
Selbstvertrauen? Jedenfalls: Den Ball so
mit der Hacke mitzunehmen, zeugt von
Mumm. Wenn der vorbeigegangen wär!

Die Bilanz des Sichentgegenstemmens:
ein Assist, zwei Tore, Retter Portugals.
Verlieren gegen Ungarn? Ungern!
Doch eines wird ihm wohl weit wichtiger
sein als die Seelenlage der Nation:
Der Kurswert seiner Unterhosen wird
von Ramschniveau nun wieder hochgestuft.
So viel Eitelkeit muss sein.

 
© Hellmuth Opitz, Bielefeld

(Zur Partie Ungarn – Portugal, Endstand 3:3. Stets gingen die Ungarn hier ein Tor in Führung, und Portugal holte dann auf. Den zweiten Ausgleich erzielte Ronaldo mit einer Art Hackenschlenzer. Das außergewöhnliche Tor wurde sofort als wahrscheinlicher Treffer des Turniers gehandelt.)

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Die EM 2016 lyrisch zu kommentieren, und dies schnell und in doppeltem Sinne fachkundig (mit poetischem und fußballerischem Verstand), mit Witz und Eifer, voll Leidenschaft und auch mal mit distanziertem Blick, dies hat sich das Lyriker-Team um Kapitän Jan-Eike Hornauer zum Ziel gesetzt. Es besteht aus: Michael Hüttenberger, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Alex Dreppec und Matthias Kröner. Und damit durchgängig aus bewährten poetischen Fußball-Kommentatoren: Sie alle waren bereits in der Lyriker-Elf von DAS GEDICHT blog dabei, die vor zwei Jahren den Weg der deutschen Nationalmannschaft zum vierten Stern auf dem Versfuß begleitet hat, spielerisch, euphorisch, kritisch – und mit einer Mannschaftsstimmung, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Und sie alle haben sich blitzschnell dazu bereit erklärt, auch heuer wieder ihre Kugelschreiber rollen zu lassen bzw. am Laptop ihre Silben knallhart in die Ecken der weißen Blätter zu hämmern. Kein Zögern gab es und keine Absage. Der Teamgeist von 2014 ist immer noch da – bei uns und gewiss auch bei den Jungs aus der DFB-Elf. Mögen dort auch einige Spieler durch neue ersetzt worden sein, und mag unser Team zum »kleinen« Turnier auch mit kleinerer Besetzung auflaufen.

Alle bereits geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich« finden Sie hier. Und selbstverständlich können Sie auch nach wie vor den kompletten Weg zum vierten WM-Titel poetisch nachvollziehen, und zwar hier: »Vom Leder gezogen – zur Fußball-WM 2014 in Brasilien«.

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