Jan Wagner: ACHTZEHN PASTETEN. Gedichte.

Berlin Verlag (www.berlinverlage.de), Berlin 2007. 88 Seiten, geb., € 16,-

Gabriele Trinckler – Leider gibt es heute nur wenige Autoren, die sich kollegial um die Verbreitung zeitgenössischer Lyrik verdient machen. Der Wahlberliner Jan Wagner (Jahrgang 1971) ist einer von ihnen. Zusammen mit Björn Kuhligk edierte er u. a. die beiden Anthologien »Lyrik von jetzt«, Bd. 1 und 2. Damit schuf er ein viel beachtetes Forum für die junge deutschsprachige Poesie.

Jetzt ist im Berlin Verlag sein dritter eigener Gedichtband ACHTZEHN PASTETEN erschienen. In fünf Kapiteln beweist Jan Wagner, dass er nicht nur zu den engagiertesten Lyrikern seiner Generation zählt, sondern auch zu den technisch versiertesten. Mit scheinbarer Leichtigkeit variiert er verschiedenste Gedichtformen und Reimschemata. Zugunsten des erzählerischen Flusses gibt er oft Endreimen durch Alliterationen (z. B. »hörer« – »hurra«) oder Assonanzen (z. B. »weberschiffchen« – »chiffren«) den Verzug gegenüber reinen Reimen. Bei aller ›handwerklicher‹ Brillanz bleibt Wagner im Ton erfreulich unprätentiös. Verse, Zitate aus Briefen oder Tagebüchern, historische Ereignisse, ja selbst Menüfolgen dienen als Impulsgeber für seine Exkursionen in lyrische Landschaften. Mal schlüpft er in Houdinis Haut (»houdini im spiegel«) oder begegnet Bertolt Brecht auf einer Party in L. A. (»hollywoodelegie«), dann wieder liegt er im hohen Savannengras, um ein »nashorn« zu beobachten. Oder er zeichnet Szenarios, die sich aus den extravaganten Namen von »achtzehn pasteten« speisen und den Mittelpunkt des Bandes bilden. Immer sind seine Texte geprägt von großem Einfühlungsvermögen und jener genauen Beobachtungsgabe, die auch kleinste Details fokussiert.

In Jan Wagners Gedichten bleibt es oft ununterscheidbar, welche Passagen seiner Vorstellungskraft entsprungen sind und welche auf persönlichem Erleben basieren. Jeder Vers suggeriert Authentizität und wirkt durch und durch glaubwürdig.

Quelle: DAS GEDICHT, Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik, Bd. 16 (Weßling, Oktober 2008), S. 145

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert