DAS GEDICHT trauert um seinen Autor und ehemaligen Redakteur Jean Krier (1949 – 2013)

Am Samstag, den 12. Januar 2013 ist der Luxemburger Lyriker Jean Krier verstorben, am selben Tag, als im Fernsehen auf BR alpha die Sendung »20 Jahre DAS GEDICHT. Internationales Gipfeltreffen der Poesie« ausgestrahlt wurde, in der er noch als Vortragender zu erleben ist. Wohl einer seiner letzten öffentlichen Auftritte. Nach Roger Manderscheid verliert DAS GEDICHT mit Jean Krier einen weiteren, nahezu unersetzlichen und jahrelangen lyrischen Begleiter aus Luxemburg. Jean Krier hat u. a. für die Ausgabe 4 von DAS GEDICHT (1996) als Redakteur einen Sonderteil mit Lyrik aus Luxemburg betreut und die Ausgabe gemeinsam mit mir und weiteren Kolleginnen und Kollegen seinerzeit im dortigen Goethe-Institut präsentiert. Ich bin sehr traurig über den Verlust dieser lyrischen Stimme, ein großer Verlust für die deutschsprachige Lyrik insgesamt. Kriers Gedichte leben weiter und halten die Erinnerung an ihn lebendig. Matthias Politycki wählte für die Jubiläumsausgabe 20 von DAS GEDICHT Kriers Text aus DAS GEDICHT 4 »Was man so braucht« unter seine 20 lyrischen Top-Favoriten aus 20 Jahren.

Jean Krier. Foto: Volker Derlath

 
Jean Krier (1949 – 2013)
 

Was man so braucht:
mittags ein Stück Käse,
den Apfel abends. Ein Glas Leitungswasser.
Im Zimmer das Bett,
einen Tisch, an dem man in der Frühe schon
sitzt, täglich das Brot,
das Bild nur
eines Hundes. Der Blick hinaus geht
nicht weit: irgendein Schacht
oder: Straße, Auto, Haus.
Man schaut weg,
wenn sich jemand am Fenster zeigt. Schritte
über sich lernt man zu überhören,
die Stimmen.
Spaziergänge durch die Stadt,
der Boden unter den Füßen,
wen soll man besuchen.
Bis in die Nacht
sitzt man am Tisch und harrt aus.

aus DAS GEDICHT 20, 2012 / 2013,
Anton G. Leitner Verlag, Weßling

 
»20 Jahre DAS GEDICHT. Internationales Gipfeltreffen der Poesie«, Sendung Denkzeit (BR alpha), in der BR-Mediathek ansehen (8 Tage lang aktiv, bis ca. 20. Januar 2014)

Zum Gipfelruf-Portrait von Jean Krier

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