dasgedichtblog-Fragebogen: Lutz Rathenow

Lutz Rathenow (*1952)

  • Lyriker aus Berlin
  • Lutz Rathenow gründete den Arbeitskreises »Literatur in Jena« und leitete ihn von 1973 bis zum Verbot 1975. Er studierte Deutsch und Geschichte an der Universität Jena, wurde jedoch 1977 aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen.

    Rathenow siedelte nach Ostberlin über, wo er politisch zunehmend gegen die DDR arbeitete. Auch literarisch war er weiterhin tätig und suchte nach Wegen in die Öffentlichkeit. 1980 wurde er wegen seines nur im Westen erschienenen Buches »Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet« verhaftet.Später folgten zahlreiche Veröffentlichungen in der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz. Rathenows Werke wurden in Schweden, Frankreich, USA und Kroatien übersetzt und erhielten einige Preise. Rathenow hält Schreibwerkstätten ab und tritt gelegentlich mit dem Punk-Liedermacher Heinz Ratz auf. Etwa 15.000 Seiten Stasi-Akten über ihn sind als ambivalentes Erbe aus DDR-Zeiten vorhanden.

dasgedichtblog gratuliert Lutz Rathenow ganz herzlich zum Geburtstag. Der Lyriker und langjährige Wegbegleiter der Zeitschrift DAS GEDICHT stellt sich heute den Fragen unseres dasgedichtblog-Fragebogens.

Lutz Rathenow. Foto: privat

Lyriker-Steckbrief

Name / Vorname: Rathenow, Lutz

Geburtsdatum: 22.9.1952

Geburtsort: Jena

Augenfarbe: hellbraun

Größe: 1,80 – 1,78 (abends)

Wohnort (mit Bundesland): Berlin, Berlin

Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Die Fünfzig. Gedichte (Landpresse Verlag, Weilerswist, 2002), Gelächter, neu sortiert. Gedichte (Verlag Ralf Liebe, Weilerswist, Herbst 2012)

23 Fragen an den Lyriker Lutz Rathenow
und ein Satz zum Ergänzen

1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?

Gereimte Kinderbücher und merkwürdige Kinderlieder.

2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?

Am positivsten da, wo ich die Poesie gar nicht als Gedicht empfand.

3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?

Am Tag des Todes von Jimi Hendrix. Titel? Ich erinnere den Schlussreim: »das einzig Wahre« (Hendrix) reimte sich quälend auf »Totenbahre«.

4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?

In den verdienstvollen Anthologien Edwin Kratschmers, der Schülerlyrik veröffentlichte (»Offene Fenster«).

5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?

Erhellende Metaphern, die den Verstand anregen. Das Gefühl zu fliegen ohne von der Erde abgehoben zu sein.

6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?

Wüsste ich das, würde ich keine schreiben: setzte mich mehrfach auf Lyrikschreibentzug, immer rückfällig geworden.

7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?

Intensität, das Erhoffte im Unerwarteten.

8. Ihr Lieblingsschriftsteller?

Keiner. Viele Lyriker. Sonst am ehesten Stanislaw Lem.

9. Ihr Lieblingskünstler?

Picasso.

10. Ihr Lieblingsmusiker?

Eric Burdon.

11. Ihr Lieblingsfilm?

»Leon, der Profi«.

12. Ihre Lieblingsfarbe?

Schwarz oder Weiß (ändert sich täglich).

13. Ihr Lieblingswort?

Arbeiten und nicht verzweifeln.

14. Ihr Lieblingsvers?

Da müsste ich mich zitieren – zu peinlich.

15. Ihr Lieblingsgedicht?

»Prometheus«, Goethe.

16. Ihr größter Fehler?

Ehrgeiz, Chaoslust, zu dominant.

17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?

Loben sie? Wenn sie nicht in der Lage sind mir zu widersprechen, betrachte ich das als Erfolg.

18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?

Goethe, Eric Burdon, einem Doppelgänger von mir.

19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?

Einem Doppelgänger von mir, einigen Schriftstellern und denen nicht, die mich früher einmal überwachen mussten.

20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?

Meine Gedichte.

21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?

Sehr private Reaktionen, Übersetzungen in sehr fremde Sprachen.

22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Eine Vertonung des »Erlkönig« (Goethe) durch die Gruppe Rammstein.

23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?

Literatur und Betrieb passen nicht zusammen. Eine Druckerei geht, eine Dichterei nicht.

Und zum Abschluss eine Satzergänzung:

Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich…
…auch beim zweiten Versuch abhängig sein von den Bedingungen, die andere für mich prägen.

Lutz Rathenow
Gelächter, sortiert

Verlag Ralf Liebe, Weilerswist, 2008
96 Seiten
ISBN 978-3-935221-59-7
Euro 20,00 [D]

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