Jürgen Dziuk: WAS BLEIBT IST FERNE. Gedichte.

Herausgegeben von Axel Sanjosé und Richard Dove.
Landpresse, Verlag Ralf Liebe (www.verlag-ralf-liebe.de). Weilerswist 2007.
144 Seiten, € 10,-

Anton G. Leitner»Ein Tisch, ein Stuhl, ein Leben // was davon wird verweilen, kurz / als gehöre es uns?«, fragte sich Jürgen Dziuk in einem Gedicht. Fast scheint es, als hätte schon beim Verfassen solcher Verse eine Todesahnung mitgeschwungen. Dziuk konnte das Erscheinen seiner Lyriksammlung WAS BLEIBT IST FERNE nicht mehr erleben. Er erlag im September 2004 in Kuala Lumpur mit 44 Jahren einer schweren chronischen Krankheit.

Jürgen Dziuk hat rund 180 Gedichte hinterlassen, von denen etwa zwanzig zu Lebzeiten veröffentlicht wurden. Als Student engagierte er sich Mitte der 80er-Jahre in der »Initiative Junger Autoren« (München). Schon damals begeisterte ihn die fernöstliche Kultur; er studierte Sinologie und unternahm längere Asienreisen. Vor diesem Hintergrund entstanden auch zarte Haikus, in denen Natur- und Liebeserfahrungen miteinander korrespondieren: »Ein warmer Schauer / flackert durch meinen Körper / Lippenmenuett« oder »Bäume atmen sanft – / haben sie etwa Angst den / Wind zu vertreiben«.

Dziuk übersiedelte 1993 nach Malaysia, wo er bis zu seinem Tod für einen deutschen Konzern arbeitete. Während Autorenkollegen aus Münchner Zeiten wie Friedrich Ani oder Michael Lentz erfolgreich auf eine Künstlerkarriere setzten, zahlte Dziuk für den Wechsel ins Exportgeschäft einen hohen Preis. Mit dem Rückzug aus der Literaturszene versiegte seine lyrische Produktion fast vollständig. Kurz vor dem Tod suchte er wieder Kontakt zu früheren Schriftstellerfreunden. Zwei von ihnen, Axel Sanjosé und Richard Dove, haben sein schmales lyrisches Werk der Nachwelt erhalten. Sie besorgten die Edition sorgfältig, mit wissenschaftlicher Akribie. Bei der Gedichtauswahl konzentrierten sie sich vor allem auf Texte, die nach 1987 entstanden sind. Darunter befindet sich auch Dziuks poetische »Annäherung an das Wesen der Lyrik«: »so als wären diese Worte noch / in Bewegung, als tauchten sie auf / aus dem Weißgrund des Papiers / zu schwach um sich im Formlosen / halten zu können«.

Quelle: DAS GEDICHT, Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik, Bd. 16 (Weßling, Oktober 2008), S. 124.

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