»Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der von Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie.
Klára Hůrková
Ausbreitung
Auf einer Lawine gleitend
mit immer höherer Geschwindigkeit
um uns die violetten Weiten
Irgendwann werden wir landen
Aber nicht dort
wo wir vorher standen
© Klára Hůrková, Aachen
[ Anmerkung d. Red.: Dazu gibt’s übrigens auch ein kleines Video, Klára Hůrková hat ihr Gedicht spontan zu Hause eingelesen, um in veranstaltungsfreien Zeiten über die Distanz so etwas wie einen Live-Charakter zu bieten: https://www.facebook.com/klara.hurkova/videos/10157836492779457/ ]
Unser Anliegen ist es in jedem Fall, zu einem Mehr an Besonnenheit beizutragen, zu versöhnen statt zu spalten. Mit Sorge sehen wir überharte Diskussionen, wie sie derzeit online, aber auch offline zu häufig geführt werden. Klar ist uns: Es gehört zu einer Demokratie dazu, Konflikte auszutragen. Aber wir insistieren auch hierauf: Es ist ebenso unerlässlich, sich des Gemeinsamen, Verbindenden bewusst zu sein und zu werden sowie respektvoll miteinander umzugehen.
Uns ist bewusst, dass bereits der Ansatz, zur Corona-Pandemie eine Lyrik-Online-Anthologie herauszugeben, ihre Auswirkungen zeitnah lyrisch zu behandeln, und dies aus verschiedenen Perspektiven sowie in unterschiedlichen Tonlagen, als Provokation aufgefasst werden kann. So ist diese Sammlung keineswegs gemeint. Ihr Thema an sich ist jedoch eben hochemotional besetzt. Für uns, die Herausgeber der Reihe, bleibt trotzdem und gerade deshalb wichtig: Wir wollen Brücken bauen, Perspektiven weiten, der ungewohnten Situation mit poetischen Mitteln und im gemeinschaftlichen Sinne begegnen.
Bleiben Sie gesund!
Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer, Fritz Deppert
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.
Ich möchte mit einem Gedicht antworten:
Alles ist in Stille verhangen.
Nicht nur der frühe Morgen
sorgt auf den Straßen
für Einsamkeit.
Ich schreibe.
Nichts stört die Dinge um mich
in dieser Zeit..
Vielleicht werde ich sie
Morgen ganz anders sehen.
Es könnte sein,
dass ich dann wieder
nicht nur deine Melodie höre.
Oder aber, ich frage mich erneut:
Warum ist Gutes oft schwächer,
Böses so stark?
Edith Hornauer