»Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der von Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie.
Michael Schönen
Mummenchance
Tücher vor der Nase nützen
nix, um selber sich zu schützen,
aber jene vis-a-vis.
Es bremst Tröpfchen, und macht die
Weitergabe vom Erreger
über Überträger träger.
Kurz nach dem G20-Gipfel
war ja selbst der kleinste Zipfel
eines Mundtuchs streng verboten.
Sowas trügen nur Chaoten!
Glückwunsch, dass man Hochzeit feiert,
aber bitte unverschleiert!
Ja, in Österreich nicht mal
Masken auf an Karneval!
Allgemeine Demaskierung
dient dem Schutz, sagt die Regierung,
weil man nämlich indirekt
sich vor dem Gesetz versteckt,
Und so sprach die Polizei
dass es streng verboten sei,
öffentlich sich zu Vermummen.
Tja, und wer sind jetzt die Dummen?
© Michael Schönen, Leverkusen
Uns ist bewusst, dass bereits der Ansatz, zur Corona-Pandemie eine Lyrik-Online-Anthologie herauszugeben, ihre Auswirkungen zeitnah lyrisch zu behandeln, und dies aus verschiedenen Perspektiven sowie in unterschiedlichen Tonlagen, als Provokation aufgefasst werden kann. So ist diese Sammlung keineswegs gemeint. Ihr Thema an sich ist jedoch eben hochemotional besetzt. Für uns, die Herausgeber der Reihe, bleibt trotzdem und gerade deshalb wichtig: Wir wollen Brücken bauen, Perspektiven weiten, der ungewohnten Situation mit poetischen Mitteln und im gemeinschaftlichen Sinne begegnen.
Bleiben Sie gesund!
Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer, Fritz Deppert
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.