Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich, Folge 61: »Deutschland – Frankreich«

Die Lyriker-Mannschaft von DAS GEDICHT blog mit Kapitän Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-EM unterm Eiffelturm

 

Jan-Eike Hornauer

Deutschland – Frankreich
Halbfinale – Endstand 0:2

Italien so herrlich dominiert,
das stärkste Team gewiss, nach Jogis Mannen,
nicht eine Chance für es! Und dann passiert
ein Elfer. Und echtes Auf-die-Folter-Spannen:

Verlängerung selbst beim Elfmeterschießen.
Unglaublich, endlos, Wahnsinn: 18 Stück.
Wer Dramen liebt, der konnte hier genießen!
Am Ende: Deutschland hat und ist im Glück.

Es wär auch wirklich ungerecht gewesen,
nach einem solcherart grandiosen Spiel
vom Rasen Adler-Federn aufzulesen.
Ja, nein, so sagte man, das wär zu viel!

Gerechtigkeit, das war das Wort der Stunde.
Und jeder wusste: Gegen Blau geht’s noch einmal!
Die Franzosen warten in der nächsten Runde.
Und werden dort besiegt (wie jedes Mal).

Nun, alle blauen Flüche sind gebrochen:
Italien haben wir nun endlich ja geschlagen!
Und, hat es auch für uns nach Sieg gerochen,
die Trikolore-Kicker können sagen,

dass Deutschland doch auch zu besiegen ist.
Die Mannschaft, –wieder! – richtig überlegen,
hat diesmal jedes Glück ganz schwer vermisst.
Bei Frankreich hat es leider nun gelegen.

Zuerst ein Elfer (wieder Hand!), und dann
der erste Gegentreffer aus dem Spiel.
Les Bleus zwar mit nur wenig Chancen.
Jedoch am Ende faktisch mit zu viel.

Zu früh steigt nun die Mannschaft in den Bus,
um einen Titel das Gepäck zu leicht.
Doch wie sie spielte: Das war ein Genuss.
Und’s sechste Halbfinale wurd’ erreicht!

 
© Jan-Eike Hornauer, München

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Die EM 2016 lyrisch zu kommentieren, und dies schnell und in doppeltem Sinne fachkundig (mit poetischem und fußballerischem Verstand), mit Witz und Eifer, voll Leidenschaft und auch mal mit distanziertem Blick, dies hat sich das Lyriker-Team um Kapitän Jan-Eike Hornauer zum Ziel gesetzt. Es besteht aus: Michael Hüttenberger, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Alex Dreppec und Matthias Kröner. Und damit durchgängig aus bewährten poetischen Fußball-Kommentatoren: Sie alle waren bereits in der Lyriker-Elf von DAS GEDICHT blog dabei, die vor zwei Jahren den Weg der deutschen Nationalmannschaft zum vierten Stern auf dem Versfuß begleitet hat, spielerisch, euphorisch, kritisch – und mit einer Mannschaftsstimmung, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Und sie alle haben sich blitzschnell dazu bereit erklärt, auch heuer wieder ihre Kugelschreiber rollen zu lassen bzw. am Laptop ihre Silben knallhart in die Ecken der weißen Blätter zu hämmern. Kein Zögern gab es und keine Absage. Der Teamgeist von 2014 ist immer noch da – bei uns und gewiss auch bei den Jungs aus der DFB-Elf. Mögen dort auch einige Spieler durch neue ersetzt worden sein, und mag unser Team zum »kleinen« Turnier auch mit kleinerer Besetzung auflaufen.

Alle bereits geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich« finden Sie hier. Und selbstverständlich können Sie auch nach wie vor den kompletten Weg zum vierten WM-Titel poetisch nachvollziehen, und zwar hier: »Vom Leder gezogen – zur Fußball-WM 2014 in Brasilien«.

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