Gedichte für Kinder – Folge 52: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Heike Haas

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

 

Ello Wien

Nabachts ruhrt´s im tufen Dunkel,
Murzen quiezen, Schunkeln funkeln
und der Burzel hurset strax
durch das Hirbelsuppenfax.

Doch schon klammt der Fiselpurx.
Ha! Der Minx ist abgemurkst!
Und droben drüber drallen klont
der Kotelettenfurzelfont.

 

Geplagte Mücken

Es saßen zwei Mücken
mit Riesenzahnlücken
auf dem Sims einer Brücken
und wollten frühstücken.
Doch es wollte nicht glücken,
den Rüssel zu zücken,
da taten sich beide
nach Saarbrücken
verdrücken.

 

Limoschaum

Wenn von ferne wieder diese doofen Typen winken
und mir sagen, ich wär fett und würde furchtbar stinken,
dann versenk ich all die miesen Phrasen
in Limonadenschaum und süßen Blubberblasen.

 

Schnellimbiss

Es traten zwei Schnecken
des Nachts aus den Hecken
und ließen sich´s schmecken.
Und wie sie so schmatzen
und rülpsen
und sitzen,
sagt die eine: „Ich glaube,
wir sollten jetzt flitzen.“
„Oh ja“, meint die andre,
„… auf Zehenspitzen.“

 

Wie Schweine tanzen

Niemals, wirklich niemals
tanzen Schweine ganz alleine.
Denn selbst dicke
und dünne
und große
und kleine
schwingen gern ihre speckigen Beine.
Nur das eine im rosa Slip
tanzt heute nicht mit.

 

Tote Hose

Es sprach die Giraffe zum Krokodil:
„Hier in der Gegend passiert nicht grad viel!“
Darauf das Kroko „Oh ja, oh doch!
Besuch mich mal unten
am Wasserloch!“

 

© Heike Haas

 

 

Heike Haas ist in München geboren, wo sie mit ihrer Familie lebt. Sie arbeitet als Illustratorin und Graphic Recorderin und widmet sich seit ihrem 13. Lebensjahr der Lyrik. In den letzten Jahren hat sie vorwiegend für Kinder gedichtet. So entstanden unter anderem das Libretto der Kindermusicals „Willkommen im Spukschloss“, „Der Fall Minzpfeffer“ oder ihre Rätselreime für Kinder. „Das Schöne am Kindergedicht ist die Wendung, der Plot“, sagt Heike Haas. „Es darf schon auch mal traurig sein, aber das Vergnügliche liegt mir noch mehr am Herzen. Kindern Gedichte vorzulesen, sie interaktiv zu beteiligen und ihnen dabei in die Augen zu schauen, ist für mich das Höchste.“ So dichtete und illustrierte Haas 365 Tage lang abends spontan innerhalb einer Stunde auf Instagram für Kinder und Erwachsene unter den Titeln „Das Buch zur guten Nacht“ und „Die kleine Schlummernummer“. Ihre Kinderlyrik befasst sich oft mit Fragen des täglichen Lebens oder mit Tieren, die sich so gar nicht tierisch verhalten.

 

 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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